Die diesjährige digitale Marketing Messe dmexco (digital marketing exposition and conference) in Köln zählte zwar weniger Besucher als im letzten Jahr, dafür stieg die fachliche Qualität. Mit 1.100 Ausstellern und 570 internationalen Speakern, unter anderem Sheryl Sandberg, der Geschäftsführerin von Facebook, machte die dmexco dem Motto „Pure Business“ alle Ehre. Die gesunkene Besucherzahl von 50.700 (2016) auf 40.700 ist vor allem auf die erstmals kostenpflichtigen Tickets zurückzuführen. Die artegic AG war als einer der Aussteller live dabei und berichtet in diesem Beitrag über eines der viel diskutierten Trendthemen: Technologie in den Arbeitsplatz integrieren.
Auf der dmexco 2017 wurde in vielen Vorträgen diskutiert, wie die im Zuge der Digitalisierung entwickelten Technologien in die Arbeit von Menschen integriert werden können und welche Veränderungen dies mit sich bringt. Dabei ging es nicht nur um Roboter oder Artificial Intelligence sondern auch darum, was Deutschland fehlt, um Vorreiter in neuen Entwicklungen zu werden.

Die Arbeitswelt von morgen: Mensch und Maschine

Ein Beispiel, das anklingen lässt, welche Dimensionen der Zusammenarbeit zwischen Maschinen und Menschen auf uns zukommen, zeigt Roboter Paul. Von der MediaMarktSaturn Retail Group wird der elektronische Assistent Paul momentan in der Filiale in Ingolstadt als Test eingesetzt, um die Reaktionen der Kunden und auch die Zusammenarbeit mit den Angestellten zu untersuchen. Im Vortrag „Human Touch: Men and Machine Transforming for the better“gab Sonja Moosburger, Head of Digital Transformation & Projects der MediaMarktSaturn Retail Group einige Tipps für Projekte, die Technologie und Menschen in der Arbeitswelt verbinden. Zunächst sollten sich elektronische Assistenten auf Routinetätigkeiten fokussieren und es muss von Anfang an klar definiert werden, wie die Zusammenarbeit mit dem Mensch aussehen soll. Auch aus Sicht der Kunden muss überlegt werden, welche Funktionen überhaupt sinnvoll sind und darüber hinaus auch akzeptiert werden, dass nicht alle Kunden die neue Technologie nutzen möchten und manche lieber mit richtigen Menschen zu tun haben. Zwischenmenschliche Kommunikation ist ein sensibles Thema und wichtig für unser soziales Miteinander, mit Paul scheint das aber schon gut zu funktionieren. Muss er repariert werden oder zu einer Überprüfung, sagen die Kollegen den Kunden, dass Paul krank ist. Ein erster Schritt Roboter in soziale Prozesse miteinzubeziehen.

Roboter Paul

Roboter Paul

Weiterbildung, um mit den technischen Entwicklungen Schritt zu halten

Immer neue Technologien, immer mehr Aufgaben, die von Maschinen übernommen werden können. Informationen sammeln, analysieren, Entscheidungen treffen und dabei kontinuierlich lernen, kann Artificial Intelligence (AI) auch und das sogar schneller und genauer als der Mensch. Die Algorithmen werten Daten aus und entscheiden auch, welche Aktion daraufhin ausgeführt werden soll. Natürlich lernen die Algorithmen dabei, immer bessere Entscheidungen zu treffen und die Daten immer besser zu verstehen. Artificial Intelligence eignet sich deshalb besonders gut für die Automatisierung von Marketing Prozessen. Der Mensch muss sich sputen, um bei diesem Tempo der Neuheiten und Trends Schritt zu halten. Vor allem in der Arbeitswelt von morgen spielt es deshalb eine entscheidende Rolle, genügend Fachkompetenz mitzubringen. Auf das Wissen der neuen Generation zu warten, wird nicht reichen. Weiterbildungen für die bestehende Belegschaft sind unumgänglich, auch im gesamtgesellschaftlichen Kontext, damit Deutschland im Vergleich mit anderen Ländern mithalten kann.

Ein zweites Silicon Valley in Deutschland

Im Vortrag „Future Views from the Valley“ wurde Margit Wennmachers, geboren in Aachen, ausgewandert in die USA und Partnerin bei Andreessen Horrowitz, interviewt.

Margit Wennmachers im Interview auf der dmexco 2017

Margit Wennmachers im Interview auf der dmexco 2017

Von der Presse als Queen des Silicon Valley gekrönt, hatte Wennmachers bei Ihrem Auftritt eine Liste mit „magischen Zutaten“ dabei, die wir für ein zweites Silicon Valley in Deutschland benötigen würden. Laut Wennmachers ist es wichtig, das System des Silicon Valleys zu verstehen. Das beginnt schon bei den Universitäten, die in den USA in der Grundhaltung anders sind und junge Talente ermutigen und unterstützen, wenn sie eine Idee für ein neues Produkt oder Unternehmen haben. Außerdem sind die Investoren in den USA vielfältiger, spezialisierter und zahlreicher. Für Weiterentwicklungen bedarf es kluger Köpfe und das Silicon Valley versteht es, diese anzulocken und zu halten – und das hat nicht nur mit der Sonne Kaliforniens zu tun. In Deutschland sind 70 Prozent der Mitarbeiter gering an das Unternehmen gebunden und machen lediglich Dienst nach Vorschrift (Gallup). Als letzten wichtigen Punkt führte Wennmachers an, dass in den USA die Fehlerkultur eine andere ist. In Deutschland ist der Erfolgs-Druck für Start-Ups viel höher, obwohl das Risiko das gleiche ist. Fehler werden eher mit Versagen gleichgesetzt, in den USA gehören Fehler zum Programm und werden eher als Chance gesehen, es beim nächsten Mal besser zu machen. Jungen Unternehmern aus Deutschland empfiehlt Wennmachers, sich einem Sektor anzunehmen, der in den USA nur schwach ausgebaut ist und dort weniger Beachtung findet. Nur so könne die deutsche Digitalwirtschaft in manchen Bereichen noch die USA überholen. Auch hier wurde deutlich, dass Weiterbildung und umfangreiches Wissen über digitale Themen und Technologien unumgänglich für unseren zukünftigen Arbeitsmarkt sind.