Eine Entwicklung, von welcher schon seit Längerem immer wieder zu hören ist und deren Verbreitung nun immer mehr Fahrt aufnimmt, ist Augmented Reality (AR). Immer wieder wird dieser Trend, der oft auch im Zusammenhang mit Virtual Reality genannt wird, von den Medien als innovative Technologie für eine Vielzahl an Anwendungsfällen gepriesen. Die Unterschiede zwischen diesen beiden Phänomenen sind dabei jedoch sehr groß. Wir erläutern Ihnen, was es mit Augmented Reality auf sich hat, wo es bereits zum Einsatz kommt und was es für Potenziale für das Unternehmens-Marketing bietet.

Was ist Augmented Reality?

„Augmented space is the physical space overlaid with dynamically changing information. This information is likely to be in multimedia form and is often localized for each other.” – Lev Manovich (Medientheoretiker und Professor für Informatik)
Aus dieser Aussage des Medientheoretikers Lev Manovich lassen sich mehrere Erkenntnisse ziehen. Zum Einen, dass im Gegensatz zu Virtual Reality, wodie Nutzer komplett in eine virtuelle Welt eintauchen, der Nutzer bei der Augmented Reality (dt. erweiterte Realität), oder kurz AR, in der „echten“ Welt verhaftet bleibt. Bei einer Virtual Reality hingegen bleiben virtuelle und echte Welt zu jedem Zeitpunkt getrennt. Des Weiteren werden bei AR virtuelle Inhalte in die reale Welt integriert. Es wird dabei ein digitaler Layer (eine digitale Schicht) über das reale Bild gelegt, um somit die Realitätswahrnehmung durch computergestützte Elemente anzureichern. Somit findet eine Verschmelzung und Hybridisierung der Welt statt, die sich hierbei nun aus analogen und digitalen Inhalten zusammensetzt.
Technisch ist dafür nicht viel notwendig – im Grunde lediglich ein internetfähiges Endgerät in Form eines Smartphones, Tablets oder sonstiges, welches mit einer Kamera ausgestattet ist. Diese Kamera erkennt gewisse Bildpunkte und Eckdaten und erfasst den Raum somit auf einer dreidimensionalen Ebene. So können selbst komplexe Gegenstände erkannt und als Marker benutzt werden, an denen sich die Bereitstellung der Informationen orientiert. Um die Bewegung der Kamera besser nachvollziehen zu können und den Bildfluss flüssiger zu gestalten, greifen viele Apps auf Tracking-Hilfsmittel wie GPS, Beschleunigungsmesser und Lagesensoren zurück. Somit kann das Bild an die Position des Smartphones angepasst werden. Mit dem digitalen Layer wird nun eine Schicht aus virtuellen Inhalten über das von der Kamera Erfasste gelegt, sodass das Bild durch Informationen, Wegstrecken, oder weitere Bilder oder Animationen angereichert werden kann.
Es lässt sich also Folgendes festhalten: Virtual Reality ist eine parallele virtuelle Welt, die losgelöst von der realen Welt besteht, wohingegen Augmented Reality die Verschmelzung von digitalen und analogen Inhalten in der realen Welt darstellt, wodurch jeder Punkt im Raum mit Informationen gefüllt werden kann.

Kürzliche Releases

Das Thema Augmented Reality wurde in den letzten Monaten von diversen führenden Tech-Unternehmen forciert – allen voran Apple und Alphabet (Google). So gibt es unter anderem seit Herbst 2017 das Google „AR-Core“ als Basis für Augmented Reality-Technologien. Das entsprechende Framework zur Einbindung von Apple nennt sich „AR KIT“ und steht bereits seit der Einführung von iOS 11 im September 2017 zur Verfügung. Technik dafür hat sich Apple auch in Deutschland eingekauft. 2015 kaufte der US-Konzern das deutsche Software-StartUp Metaio aus München, zu dessen Spezialgebieten das Zusammenführen von digitalen Inhalten und der realen Welt gehört. Durch die Bereitstellung der Frameworks erhoffen sich die Unternehmen auch ein erhöhtes Engagement der Entwickler im AR-Bereich.

Augmented Space zieht in viele Bereiche des Lebens ein

Die Eigenschaft, Punkte eines Raumes mit Informationen zu füllen, besitzt für viele Anwendungsfelder Attraktivität. Neben der Games-Branche, die oft Vorreiter in der Adaption technischer Neuerungen ist, beginnen beispielsweise bereits Museen damit, ihre Ausstellungsräume nicht mehr als White Cubes, bei denen nichts von den Exponaten ablenken soll, sondern als Black Boxes zu sehen, wobei jeder Punkt in Raum mit digitalen Informationen gefüllt werden kann, die über zusätzliche Geräte wie bspw. einem Smartphone abgerufen werden können. Dies können Töne oder Laute, Videoclips, oder einfache Informationen sein. Unter anderem können so Führungen interaktiver gestaltet werden. Durch diese Art der Ausstellungen kann zudem eine ganz neue Lernerfahrung entstehen und ein emanzipierterer Umfang mit neuen Technologien eingeübt werden.

Anwendungsfelder im Marketing

Besonders im Marketing eröffnen sich durch Augmented Reality viele neue Möglichkeiten. Ende 2017 hat der Online-Versandhändler amazon.com in den USA seine App AR View veröffentlicht, mittels welcher es möglich ist, Produkte virtuell in der eigenen Wohnung zu platzieren bevor man diese kauft, um ein besseres Raumgefühl für diese zu erhalten. Zusätzlich kann das Produkt in der Größe verändert sowie frei nach Belieben um 360 Grad gedreht und gewendet werden. Ein paar tausend Produkte können so im Vorfeld in den eigenen vier Wänden (und natürlich auch anderswo) betrachtet werden, ohne dass zuvor eine Bestellung getätigt hätte werden müssen und somit im Falle des Nichtgefallens Retouren und unnötige Lieferwege entstehen. Die ist auch in Zeiten eines erhöhten Bestellaufkommens, verstopfter Straßen und ambitionierten Klimazielen ein bemerkenswerter und zukunftsorientierter Schritt.
Leider steht die App bisher nur in den USA und auch dort nur für Apple-Geräte mit iOS 11 zur Verfügung. Ein Download in Deutschland ist noch nicht möglich.

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Ähnliche Funktionen bietet auch der Möbel-Riese Ikea, der App mit dem Produktkatalog verknüpft hat und seinen Kunden die Gelegenheit bietet, sich das Eigenheim durch die Linse des Smartphones oder des Tablets bereits eingerichtet vorzustellen.
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Neben Anwendungen, die dem Kunden dabei helfen können, sich Kleidung, Möbel oder sonstiges an sich oder in ihrem Wohnzimmer vorzustellen, gibt es bereits weitere Anwendungsfelder. So können nicht nur Online-Shops von den technischen Neuerungen profitieren. Auch In Offline-Stores können mittels Augmented Reality beispielsweise Gewinnspiele durchgeführt werden, indem Gegenstände im Verkaufsraum „versteckt“ und gefunden werden müssen“. Auch in Mode-Geschäften können AR-Apps genutzt werden, um einzelne Möbelstücke zu erfassen und genau die dazu passenden Accessoires einzublenden, genau wie dies auch in modernen Online-Shops der Fall ist, was die Attraktivität des Offline-Shopping weiter steigert. Zusätzlich können solche Anwendungen gerade in den großen Kathedralen des Konsums potenziell dafür genutzt werden, um Käufern den Weg zu einem bestimmten Produkt ihrer Wahl zu leiten. Dadurch kann lästiges Suchen vermindert werden, Kunden Sparen Zeit und freuen sich gleichzeitig über ein reibungsloseres Einkaufserlebnis.
Zusätzliche Möglichkeiten sind:

  1. Interaktive Produktpräsentationen
  2. Werbeanzeigen angereichert mit AR-Elementen. Beispielsweise können Film-Poster mit der Handykamera gescannt und daraufhin Trailer und Spielzeiten des Films in den nächstgelegenen Kinos angezeigt werden.

Vorteile für Online-Shops

Noch bieten nicht allzu viele Shops Anwendungen mit Augmented Reality-Elementen an. Somit können Sie sich von der Konkurrenz abgrenzen und einen echten Wettbewerbsvorteil schaffen. Durch Augmented Reality können Sie eine weitere Schnittstelle zwischen der digitalen und analogen Welt schaffen, beispielsweise indem Sie Ihre Kunden Produkte mit der Kamera erfassen lassen und dabei zusätzliche Produkt- und Hintergrundinformationen bereitstellen.
Außerdem ist auch der Entertainment-Faktor nicht zu vernachlässigen. Als technische Neuerung geht von Augmented Reality allein durch die Ungewohntheit ein besonderer Reiz aus und trägt als „technische Spielerei“ auch zur Unterhaltung der Anwender bei.

Fazit

Augmented Reality könnte sich in den nächsten Jahren zu einem der größten Digital-Trends entwickeln. Die Anwendungsfelder beschränken sich hier nicht nur auf Online-Shops, die es einem somit erlauben, Produkte bereits im Vorfeld zuhause zu betrachten, sondern können auch für Offline-Shops attraktiv sein und dem Kunden einen echten Mehrwert und ein verbessertes Einkaufserlebnis bieten. Durch die Option, zusätzliche Informationen am Point of Sale miteinzubinden, wird das Käufererlebnis so ein eine weitere Dimension erweitert, die viele verschiedene Facetten zu bieten hat.